Wie wir Corona den Wind aus den Segeln nehmen
- Phillip Faust
- 24. Apr. 2020
- 4 Min. Lesezeit

Wir leben in verrückten Zeiten, nicht wahr? Die Menschen, die uns am liebsten sind, beschützen wir am ehesten, indem wir von ihnen fernbleiben – Stubenhocker sind zu kleinen Helden aufgestiegen – Und anstatt den Alkohol zu trinken, verreiben wir ihn noch lieber in unseren Händen. In Corona-Zeiten einen klaren Kopf zu bewahren, fällt vielen von uns schwer, und irgendwie dreht sich alles nur noch um die Fragen, welche Konsequenzen noch auf uns zukommen und wie es weitergehen soll. Drei einfache Schritte sollen dabei helfen, sich nicht in Sorgen- und Grübelschleifen zu verlieren und das Beste aus der Situation zu machen. Los geht's! Schritt 1 - Akzeptanz Hör auf, das Unkontrollierbare kontrollieren zu wollen. Es kostet dich enorm viel Energie und führt zu nichts außer Kopfschmerzen. Je eher du akzeptierst, dass die Situation nun mal ist, wie sie ist, desto besser gelingt dir der Ausstieg aus dem Sorgen- und Grübelkreislauf. Vielleicht denkst du jetzt: ''Das alles kann und will ich aber nicht akzeptieren!'' Wenn dem so ist, dann lass dir gesagt sein, dass du dich durch diese Haltung direkt wieder zurück ins Hamsterrad der Sorgen und Grübeleien manövrierst. Widerstand gegen das Unkontrollierbare zu leisten, bedeutet: Leiden. Und aus diesem Leid heraus lassen sich wieder problemlos neue düstere Zukunftsvorstellungen herleiten, die zwar kaum noch etwas mit dem Hier und Jetzt zu tun haben, aber in jedem Fall zu noch mehr Leid führen.
Akzeptanz bedeutet nicht im Entferntesten, dass man die weiße Fahne schwenken und zu allem Ja und Amen sagen soll. Natürlich missfällt dir der Gedanke, das eigene Leben nicht unter Kontrolle zu haben. Einige Dinge kannst du auch tatsächlich kontrollieren und verändern, viele andere aber nicht. Je besser du die Schwelle zwischen veränderbaren und unveränderbaren Dingen zu erkennen lernst, desto eher wird es dir gelingen, Frieden mit deiner Wirklichkeit zu schließen. Du kannst dich über alles ärgern, dazu bist du aber nicht verpflichtet. Vielleicht denkst du aber auch: ''Ja ja, schön und gut, aber ich kann meine Gefühle nun mal nicht abschalten.'' Stimmt, das geht nicht. Was aber geht, ist, dass du deinen Gefühlen Ausdruck verleihst. Sprich mit deiner Familie und/oder deinen Freunden über deine Gefühle, schreibe sie auf oder schrei sie im Wald heraus - ganz egal. Nur friss sie nicht in dich hinein, denn das ist für Körper und Geist sehr giftig. Wenn du deine Gefühle zum Ausdruck bringst, wirst du merken, dass du sie viel einfacher loslassen kannst. Dann klappt das mit dem Akzeptieren der Situation auch gleich viel besser.

Schritt 2 - Sinnvolles Handeln
Damit es dir besser geht, gibt es grundsätzlich zwei Hauptstrategien.
Die erste Strategie: Du änderst, wie du über die Dinge denkst. Wie in Schritt 1 beschrieben, akzeptierst du also zunächst einmal, dass ein Virus weltweit sein Unwesen treibt und sich viele Aspekte deinem Einfluss entziehen. Die zweite Strategie: Du änderst die Dinge selbst, damit sie besser zu deinem Denken passen. Wirf einen Blick auf die Dinge, die du tatsächlich beeinflussen kannst. Dein Handeln sollte dir und/oder deinen Mitmenschen in irgendeiner Weise konkret weiterhelfen. Mit dem oben beschriebenen Sorgen-Karussell ist weder dir noch einem anderen geholfen. Ob du nun Sachen erledigst, die längst hätten erledigt werden sollen, ob du dir die Zeit für deine Selbstfürsorge einräumst oder ob du sie nutzt, um anderen Menschen zu helfen. Alles ist besser, als deine Energie in das Unkontrollierbare zu stecken. Augenzwinkernd möchte ich betonen, dass das Prinzip erst recht gilt, wenn die Welt doch noch untergehen sollte. Es wäre doch zu schade, wenn du deine letzten Tage damit verbracht hättest, dich über Dinge zu sorgen, die noch überhaupt nicht passiert sind, stimmt's? Was ich damit sagen will, ist: Du kannst dir auch aus Angst vor dem Tod vorsorglich den Strick nehmen. Oder: Du entscheidest dich, im Hier und Jetzt zu leben und zu handeln.

Schritt 3 - Achtsamkeit
Nimm eine aufrechte Sitzhaltung ein und schließe deine Augen. Nun beobachte deine Atmung. Nicht regulieren - nur beobachten. Ist deine Atmung schnell, dann beobachte, wie schnell sie ist. Ist sie langsam, beobachte wie langsam. Nicht bewerten - nur beobachten. Verweile mit deiner Aufmerksamkeit bei deiner Atmung für mindestens 10 Minuten. Stell dir einen Timer.
Was so simpel erscheint, ist für Meditationsanfänger eine kleine Herkulesaufgabe. Denn sicher ist dir aufgefallen, dass dein Kopf voll mit Gedanken ist.
Und ich sage: Na und?! Dann ist dein Kopf eben voll mit Gedanken. Je stärker du versuchst, deinen Kopf leerzumachen, desto voller wird er ohnehin - das weiß ich aus erster Hand. Akzeptiere stattdessen einfach die vielen Gedanken, die immer wieder deine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Nüchtern wahrnehmen, dass da Gedanken sind, und sie durch dieses Wahrnehmen weiterziehen lassen, wie Wolken am Himmel, die am Horizont verschwinden. Deine Aufmerksamkeit lenkst du dann sanft zurück zu deiner Atmung. Mehr nicht. Ganz ungezwungen. Sieh alle Gedanken und Empfindungen als einen natürlichen Teil der Meditation an. Alles, was geschieht, und auch alles, was nicht geschieht, ist vollkommen in Ordnung.
Stell dir einen See vor, in dem das Wasser durch deine Gedanken aufgewühlt wird. Indem du deinen Fokus vorurteilsfrei auf den jetzigen Augenblick richtest, bringst du das Wasser zur Ruhe und du kannst immer besser den Boden sehen. Das ist die Quintessenz der oben beschriebenen Achtsamkeitsmeditation. Täglich ausgeführt hilft dir diese kleine Meditationseinheit, besonders in Zeiten von Corona, einen klaren Kopf zu bewahren und mit jedem Tag ein kleines Stückchen mehr Gelassenheit in dein Leben zu bringen.
Sehr passend zu den Schritten 1 - 3 hier das Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr zum Abschluss:
,,Herr, gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, die Gelassenheit, die Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

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